Erinnerungen

Schulzeiten

von Wolfgang von Kalm

Die Alte Schule in Melverode, Baujahr um 1910 erstrahlt in neuem Glanz. Ende August 2021 fand die Schlüsselübergabe an den Kulturring statt, der nun nach über 4-jähriger Abstimmungs-, Planungs- und Bauzeit durch die städtische Gesellschaft Nibelungen Wohnbau saniert wurde.

Aufgabe des Kulturrings ist es nun die schönen Räumlichkeiten mit Leben zu erfüllen, die den örtlichen Vereinen und Bürgern zur Verfügung stehen. Ein kleiner Rückblick aus dem Jahr 1951 zur damaligen Volksschule Melverode soll den älteren aber auch jüngeren Bewohnern von Melverode sowie künftigen Nutzern die heutige „Alte Schule“ etwas näher bringen.

Im Jahre 1951 wurde ich dort eingeschult. Zum Tag der Einschulung gab es wie heute eine mehr oder weniger gefüllte Schultüte. An eine Feier zur Einschulung war damals nicht zu denken. Es wurde lediglich durch einen Fotografen ein Klassenfoto gemacht und auf besonderen Wunsch weniger Erstklässler ein Einzelfoto auf einer Vespa. Ein Motorroller war schon etwas Besonderes. Anstatt moderner Tische gab es Schulbänke mit hochklappbaren Sitzen. In der abgeschrägten Tischplatte befand sich ein Tintenfass. Schreiben haben wir mit dem Federhalter gelernt – später gab es dann einen Füller.

Klassenfoto zur Einschulung der 1. Klasse 1951

Auf dem Schulhof gab es ein Toilettenhäuschen. Für das kleine Geschäft gab es für die Jungen einen Toilettenraum, wo die Wand mit Teer bestrichen war und das Schmutzwasser In eine Jauchekule abgeleitet wurde. An eine Kanalisation war damals noch nicht zu denken.

Es gab drei Klassenräume. Klasse 1-3 befand sich im Erdgeschoss auf der Westseite, Klasse 3-6 auf der Ostseite. Für Klasse 7 und 8 gab es im Obergeschoss auf der Ostseite einen Klassenraum. Auf der Westseite im Obergeschoss wohnte der Hauptlehrer Riemenschneider mit seiner Familie. Vor Herrn Riemenschneider hatten wir alle großen Respekt. Das Nachbarhaus auf der Ostseite der Volksschule war das Lehrerhaus. Hier wohnten die Familien Waldmann und Lewerenz. Die Klassenstärken betrugen damals um die 40 Kinder und die Lehrer hatten es sicherlich nicht leicht mit uns.

Alte Schule, korrekt ausgedrückt „zweite“ Alte Schule in früheren Zeiten (um 1920)

Die Lehrer spielten damals alle ein Musikinstrument, was mich sehr beeindruckte. Der Sportunterricht fand im Sommer auf dem Sportplatz hinter dem Friedhof statt. Es gab dort eine große Sandkiste mit einem Absprungbalken für den Weitsprung. Schlagballweitwurf konnten wir auf dem Sportplatz üben. Bei den Bundesjugendspielen erhielten Schülerinnen und Schüler mit guter sportlicher Leistung eine Ehrenurkunde mit gedruckter Unterschrift vom 1. Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland Theodor Heuss.

Einige Kinder, wozu auch ich gehörte, haben die Volksschule nach Klasse 4 verlassen, um auf eine weiterführende Schule zu gehen. Mein jüngster Bruder, Jahrgang 1959 wurde noch in die Volksschule Melverode, die dann aber schon Grundschule Melverode geheißen hat, eingeschult. Nach kurzer Zeit erfolgte dann der Umzug in die damals neue Grund- und Hauptschule Melverode.


Wolfgang von Kalm ging in den Jahren 1951-1955 in die damals noch nicht ganz so Alte Schule.


Wo war die erste Schule?

Bevor unsere jetzigen Alte Schule im Jahre 1910 eine Schule wurde, war die Schule von Melverode am Kirchplatz 1 beheimatet. Das alte Gebäude beherbergte ab 1927 die Gastwirtschaft ‚Zur Eiche‘. Heute steht dort ein Wohnhaus, das ursprünglich für das Hotel ‚Königshof‘ gebaut wurde.

Gaststätte Zur Eiche, zurvor als Schule von Melverode genutzt

Wolfgang von Kalm:
Die ‚Eiche‘ war eine sehr beliebte Gaststätte in Melverode. Auch Schüler der Grundschule Melverode besuchten hin und wieder die Gaststätte, um dort eine Limonade zu trinken. Was mir als damaliger Pimpf besonders auffiel, war eine farbige Wandbemalung hinter der Theke. Die Wandbemalung zeigte unter anderem Petrus, der an einen Felsen klopfte. Im unteren Teil des Bildes war ein sinniger Spruch aufgemalt, der wie folgt lautete:

Als Petrus an den Felsen klopfte
daraus frisches Wasser tropfte.
Doch viel größer ist das Wunder hier,
wenn Schorse zapft fließt frisches Bier.


Alle Rechte am Text Schulzeiten und dem Klassenfoto liegen bei Wolfgang von Kalm.
Alle Rechte an den beiden anderen Bildern dieser Seite liegen bei Ingrid Weiss .